Im Gedenken an die verstorbenen Wohnungslosen

28. November 2024

Stille tritt ein, als Mitarbeitende der Wohnungslosenhilfe nacheinander die Namen der Verstorbenen vorlesen. Für jede und jeden der 37 Personen entzünden sie eine Kerze. Langsam füllt sich der kleine Tisch und erleuchtet hell den mit weißen Blumen feierlich geschmückten Altarraum. Auf einer Leinwand erscheint das Gesicht zum genannten Namen zusammen mit einer Zahl. Sie erzählt, wie alt der jeweilige Mensch geworden ist. Stets starb er zu jung. Das Alter der Frauen und Männer liegt zwischen 38 und 78 Jahren. Viele von ihnen begleitete der Verein für Innere Mission über eine längere oder auch kürzere Zeit im Leben. Manche lebten im Adelenstift oder Haus Isenberg, andere auf der Straße.

Rund 120 Menschen hatten sich am Ewigkeitssonntag am 24. November in der Kapelle auf dem Waller Friedhof eingefunden, um den verstorbenen Wohnungslosen aus dem zurückliegenden Kirchenjahr zu gedenken und ihr Leben und Sterben mit Worten, in Gebeten und mit Musik zu würdigen. Mitarbeitende aus der Wohnungslosenhilfe und aus anderen Bereichen sind anwesend, der Vorstand, aus dem Verwaltungsrat und der Politik sind Vertreter*innen dabei, zudem langjährige Wegbegleiter*innen des VIMs und Menschen, die das Versterben der Wohnungslosen rührt und einfach so gekommen sind.

Nach der Feierlichkeit in der Kapelle gedenkt die Gemeinde anschließend der Verstorbenen direkt am Grab der Wohnungslosen. Wer mag, legt einen Stein oder Blumen am Grabstein nieder, ein Saxophon spielt, ein Wort erklingt, gemeinsam spricht man das Vaterunser. Einige ziehen weiter zur zweiten Grabstelle für verstorbene Wohnungslose, um sich das neue Grab anzuschauen. Die erste Grabstätte mit ihren 96 Urnenplätzen ist voll belegt. Gut, dass nun eine zweite eingerichtet ist.

Eindrücke und Empfindungen wollen verarbeitet werden. Manch eine*r bleibt deshalb noch zur Begegnung bei der Kapelle bei Kaffee, Tee und Butterkuchen, kommt ins Gespräch und tauscht Erinnerungen aus. An diesem freundlichen Novembertag mit seinem Gedenkgottesdienst.