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„In der Kraft sein“ - „von guten Mächten“
Impuls
Aktuell durchläuft eine Gruppe junger und neuer Führungskräfte unser Führungskräftetraining im VIM. In den drei Modulen wird es darum gehen „in die eigene Kraft“ zu kommen. In der Kraft sein hilft, um den Anforderungen und Herausforderungen als Führungskraft positiv und gestärkt zu begegnen. In der Kraft sein brauchen wir, um den Herausforderungen der Welt, wenn Pläne scheitern, vieles ungewiss bleibt und mächtige Widersacher die Lebensgrundlagen von Menschen und Natur schädigen zu begegnen, ohne zu verzweifeln.
Am 09. April 1945, wurde der Pfarrer und Theologe Dietrich Bonhoeffer auf Befehl Adolf Hitlers im KZ Flossenbürg ermordet. Bonhoeffer ist ein Vorbild für Zivilcourage, gelebtes Christsein und politischen Widerstand. Sich an seinem spirituellen wie ethischen Erbe zu orientieren, vermag Kraft zu geben, um angesichts der in unserer Zeit in Gang gesetzten gesellschaftlichen Entwicklungen und der welt- sowie geopolitischen Ereignisse resilient zu bleiben. Resilienz ist Widerstandsvermögen, eine Eigenschaft oder ein Verhalten, das die Belastbarkeit von Organismen und Materialien bezeichnet. Wer in der Kraft ist, ist auch resilient.
Zu Dietrich Bonhoeffers spirituellem Erbe gehören eine Reihe von Gedichten. Vielfach zitiert und gesungen gehören auch diese Worte Bonhoeffers dazu, die sich 80 Jahre nach seiner Ermordung in Beziehung setzen lassen, zum nationalen und internationalen Geschehen im Jahr 2025:
Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem Neuen Tag.
Dieses 7-strophige Gedicht lässt Dietrich Bonhoeffer aus dem Gefängnis heraus wenige Tage vor Weihnachten 1944, seiner Verlobten Maria von Wedemeyer und seiner Familie zukommen. Seine Spiritualität, sein Glaube, die darin zum Ausdruck kommen, lehren uns Heutige, wie sehr Vertrauen einen Menschen widerstandsfähig macht, in größter Not, von Gewalt durchrüttelt und auf den Tod zusteuernd. Vertrauen, Zuversicht in schwierigsten Zeiten und Situationen hilft resilient zu bleiben, selbst wenn eine Katastrophe auf die nächste folgt.
Die Zuversicht von guten Mächten umgeben zu bleiben, vermittelt Dietrich Bonhoeffer während seiner Haft im Gefängnis Berlin-Tegel die innere Stärke, um bis zu seinem Ende aufrecht und ungebrochen in seiner Kraft zu sein, d.h. im Vertrauen auf Gott zu leben. Unbenommen gehören zu den guten Mächten, an die Bonhoeffer denkt auch ganz irdische: seine Verlobte, die Familie, Freunde und Weggefährt*innen. Die von allen guten Mächten einzig unverbrüchliche und über das irdische Sein hinausweisende gute Macht, ist Gott und mit ihm sein Sohn Jesus Christus.
Dietrich Bonhoeffer ist gewiss, dass Gottes Hand schützend über seinem Leben und Sterben liegt. Das hilft ihm sich auf das, was ihm widerfährt, die Aussichtslosigkeit seiner Situation kritisch wie ergeben einzulassen und damit förderlich umzugehen. Das kommt in seinen Briefen aus dem Gefängnis vielfach zum Ausdruck. Solche Resilienz und Fähigkeit zum Widerstand gibt es nicht im Alleingang. Für Bonhoeffer gründet die Resilienz eines Christen, einer Christin nicht in der eigenen Lebensgeschichte, sondern allein in der Geschichte Jesu Christi. Bonhoeffer schafft mit dieser Einsicht eine Weite von Glauben und Zuversicht als Lebensraum, der gegenüber der Enge einer Kultur, die fixiert ist auf Sieg oder Untergang, Widerstand leistet und in dem sich Gottes Gebot der Liebe „für andere“ behaupten kann. Zu Dietrich Bonhoeffers ethischem Erbe gehört, dass er mitten im 2. Weltkrieg und in der nationalsozialistischen Diktatur unbeirrt den grundsätzlichen Schutz allen Lebens und die Wahrung der Menschenwürde fordert. So schreibt Bonhoeffer in seiner Ethik: „Der Hungernde braucht Brot, der Obdachlose Wohnung, der Entrechte Recht, der Vereinsamte Gemeinschaft, der Zuchtlose Ordnung, der Sklave Freiheit“
Wenn sich in einer Gesellschaft, wenn sich in unserer Welt Kräfte hervortun und wirken, die sich anmaßen Menschenrechte systematisch zu missachten, wenn Hass, Missgunst und Unfrieden gesät werden, wenn unsere global zusammenhängenden Lebensgrundlagen zerstört werden, sind wir als Bürger*innen und Christ*innen besonders gefordert uns mit Wort und Tat zu engagieren. Es ist und bleibt eine tägliche Anstrengung für die Würde eines jeden Menschen einzutreten, Nächstenliebe zu üben, Gerechtigkeit und Versöhnung zu erlangen und Frieden zu wahren.
Dafür braucht es ein in der Kraft Gottes sein. Ein resilient sein mit der Widerstandskraft Vertrauen im Herzen und Gemüt von guten Mächten wunderbar geborgen, getrost zu erwarten, und dem zu begegnen, was kommen mag. AMEN
Pastorin Ute Schneider-Smietana
Diakonische Vorständin/Vorstandssprecherin