Impuls zum Christopher-Street-Day

"Regenbogenland"

Impuls

Am 24. August ist wieder CSD in Bremen – Christopher Street Day! Viele Pride-Flags oder anders gesagt Regenbogen-Flaggen werden dann das Stadtbild in Bremens Straßen bunter machen, den Stolz der queeren Community und die Vielfalt der Lebensweisen von Menschen symbolisieren. Wie in vorhergehenden Jahren auch, hissen wir in den beiden Wochen rund um den CSD eine Regenbogen-Flagge vor dem Haus der Diakonie in der Blumenthalstr., neben unserer VIM-Flag zu unserem 175-jährigen Jubiläum. Wir wollen damit als Verein für Innere Mission Haltung zeigen für Vielfalt, Akzeptanz und Verbundenheit, gegen Hass, Diskriminierung und Vorurteile.

Sechs Regenbogenfarben zieren die Pride-Flag, seit sie 1978 von Gilbert Baker entworfen wurde. Der Regenbogen, wie wir ihn als Naturschauspiel kennen, hat sogar noch eine Farbe mehr. Physikalisch gesehen ist der Regenbogen eine optische Lichterscheinung, wenn die Sonne eine Regenwand anstrahlt. Die Regentropfen teilen das weiße Licht in die Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Hellblau, Indigoblau und Violett auf. Dann wird ein farbenprächtiger Lichtbogen sichtbar.

Seit biblischen Zeiten ist der Regenbogen ein gutes Zeichen und starkes Symbol: „Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig: Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.“, heißt es im Buch Genesis 9, 12-13.

Menschen und ihre Lebens-Geschichten sind so bunt wie der Regenbogen. Sie haben unterschiedliche Religionen, Kulturen, Nationalitäten, Sprachen und Weltanschauungen. Die Farbe unserer Haut hat ein so breites Spektrum von Farben und es gibt mehr als eine Augen- und Haarfarbe. Selbst Gott geht nicht in einer Farbe auf. In Gott brechen sich alle Farben und strahlen leuchtend bunt wie ein Regenbogen. Gott ist nicht schwarz-weiß, er ist bunt. Wir erleben das in seiner Schöpfung. Aktuell in der Farbenpracht der Blüten und Früchte des Spätsommers noch weit bis in den Herbst hinein. Die Vielfalt der Menschen und die verschiedenen Tierarten künden ebenso von Gottes Bunt-sein. In der Bibel wird sehr unterschiedlich von Gott erzählt. So heißt es von ihm, er sei allmächtig und stark, sanft und geduldig, zornig und hart, treu und liebevoll. Er erscheint im Feuer oder als Wind oder Wolken. Im Neuen Testament zeigt sich Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist, auf dreierlei Weise also. Gott ist so verschieden und doch alles zugleich.

Ein bunter Gott in einer bunten Welt voller bunter Menschen, Tiere und Gewächse. Das liest sich so schön und so einfach. Ist es aber nicht. Wir erleben, wie die Artenvielfalt abnimmt. Unter uns Menschen schwindet die Akzeptanz gegenüber Menschen, die anders zu sein scheinen oder fremd sind. Menschliche Vielfalt wird von Teilen in der Gesellschaft als Bedrohung wahrgenommen, statt als Bereicherung. In den Medien erfahren wir, welche Folgen das allzumal hat: Menschen werden ausgegrenzt, verfolgt, misshandelt.

Gottes Geduld und Treue mit uns Menschen, mit seiner gesamten bunten vielfältigen Schöpfung auf dieser Erde, symbolisiert der Regenbogen. Er verspricht keine heile Welt. Seine Buntheit baut auf die unverbrüchliche Würde jedes Menschen und den Respekt, der jedem und jeder zusteht. Jeder Mensch ist wertvoll. Darum steht Buntheit für ein eindeutiges Ja Gottes zum Menschen mit seiner eigenen Identität und seiner ganzen Lebenswirklichkeit. Sie zielt auf Integration und Versöhnung. Für einen Bund braucht es mehr als einen. Es braucht ein eindeutiges Bekenntnis zueinander, ein Ja zum anderen und zu sich selbst und zu gemeinsamen Werten.

Buntheit lebt auch von gemeinsamen demokratischen Werten, die für alle gleichermaßen gelten und Mensch wie Natur schützen. In unserem Grundgesetz wurden diese Werte vor 75 Jahren niedergelegt. Sie stärken die Gemeinschaft, wo sie gelebt werden. Hass und Gewalt gewinnen nur dort die Oberhand, wo es diese gemeinsamen Werte nicht gibt, wo sie nicht gelebt werden.

Gott hat diese Welt so unendlich bunt geschaffen. Er bleibt ihr treu verbunden. Der Regenbogen erinnert uns daran. Unsere gemeinsamen Werte, unser Mut, unsere Fantasie sind unser Ja, das es braucht, um diese kostbare Vielfalt zu schützen und zu bewahren. Der Regenbogen ist ein starkes und gutes Zeichen dafür.

Pastorin Ute Schneider-Smietana
Diakonische Vorständin/Vorstandssprecherin

Bibeltext zum Nachlesen: Apostelgeschichte 2, 1-21