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Impuls zum Februar

"Warum hören wir nicht auf?"

Impuls

Zum Jahresende erschien die zweite Staffel der Netflix-Serie „Squid Game“. Schon Anfang Dezember trafen sich 10.000 Fans in Paris. Auf der Champs-Élysées feuerten sie die 909 zufällig ausgewählten, erwachsenen Teilnehmenden am Kinderspiel „Rotes Licht, grünes Licht“ an. Ein Spiel ähnlich wie in unseren Landen der „Stopp-Tanz“ auf dem Kindergeburtstag. Ein großer Spaß. Und es ist ja auch nur ein Spiel. „Es ist ja auch nur ein Film“, muss sich manch ein Zuschauer der beliebten Serie hin und wieder sagen. Denn in der Serie geht es für diejenigen, die sich bei diesem Kinderspiel zu spät noch bewegen, nicht so glimpflich aus. Im Film bedeutet eine falsche Bewegung den Tod. Dafür ist der Gewinn auch deutlich höher. Wer gewinnt, bekommt einen großen Haufen Geld. Nicht ohne Grund warnt der Jugendschutz also: Der Wert eines Menschenlebens zählt da nichts. Finanziert wird das Ganze in der fiktiven Serie durch Reiche, denen es Vergnügen bereitet oder den nötigen Kick gibt, dabei zuzuschauen. Aber wer lässt sich darauf ein, unter Einsatz seines Lebens mitzuspielen? Der, der sein Leben lang schon ein Pechvogel war, der Kranke, der arbeitslos gewordene Vater und der tief gefallene, vormals Reiche.

Ich gebe dem Jugendschutz Recht: Anschauen kann man sich sowas nur, wenn man sehr genau zwischen Fiktion im Film und der Realität unterscheiden kann. Dennoch fällt es auch mir manchmal schwer, dem „Squid Game“ zuzusehen. Nicht, weil es so eine Serie gibt. Sondern weil ich daran denken muss, dass es auf unserer Welt oftmals auch so ist: Die einen riskieren aus ganz unterschiedlichen Gründen ihr Leben und ihre Gesundheit, um irgendwie zu überleben. Die anderen erfüllen ihre Bedürfnisse oftmals auf Kosten anderer und würden alles tun, um bloß nicht so tief zu fallen.

Im Squid Game halten sich alle genau an die vorher vereinbarten Regeln. Eine davon ist: Wenn die Hälfte nicht mehr mitspielen will, hört das Spiel auf. So denke ich an all die Spiele und Spielchen, die wir im echten Leben in unserer Leistungs- und Konsumgesellschaft spielen. Darunter leidet mehr als die Hälfte deutlich. Darum frage ich mich: Warum hören wir nicht auf?

Die Jahreslosung empfiehlt: Prüft alles und behaltet das Gute (1. Thess 5,21). Ein gutes Motto für 2025. Ich möchte es gern mit mir tragen und auf Vieles anwenden. Eins nehme ich mir aber schon jetzt am Jahresbeginn vor: Wo es irgend geht, von unfairen Spielchen die Finger lassen. Und mehr aus Spaß an der Freude Spielen!

Inga Schönfeld
Pastorin – Stabstelle Seelsorge