Keine Einschnitte in der Streetworkarbeit!
In den vergangenen eineinhalb Jahren hat die Stadt Bremen eine zunehmend prekäre Situation von wohnungs- und obdachlosen Menschen, häufig auch verbunden mit persönlichkeitsverändernden Suchterkrankungen, in Bremen wahrnehmen müssen. Die damit einhergehenden und steigenden Beschwerdelagen aus zahlreichen Stadtteilen sind wiederkehrende Tagesordnungspunkte in den verschiedenen Bremer Gremien bei den Bürger*innen und werden parallel auch medial immer wieder begleitet. Aber auch die Problemlagen und die Unterstützungsbedarfe der Menschen, gerade im Kontext der gesundheitlichen Versorgung, sind größer geworden.
Bei den Bürger*innen, bei Politiker*innen, den beteiligten Ressorts, der Polizei und allen sozialen Akteur*innen sorgt dies für große Betroffenheit und einem hohen Diskussions- und Handlungsbedarf – immer verbunden mit der Suche nach umsetzbaren Lösungen und einem massiven Handlungsdruck.
Vor dem Hintergrund der angespannten und schwierigen Haushaltslage auf Bundes- wie auf Landesebene steht dieses Angebot nun, zumindest in der aktuellen personellen Ausgestaltung, vor massiven Veränderungen. Dies führt dazu, dass die wohnungs- und obdachlosen Personen den Weg in die bestehenden Hilfesysteme allein finden müssen. Für viele der Menschen stellt dies, auch häufig vor dem Hintergrund bestehender Suchtmittelerkrankungen, eine schier unüberwindbare Hürde dar. Die bereits heute kritische Situation auf den Straßen dürfte dadurch noch prekärer werden und sich weiterhin zuspitzen.
Aktuell befindet sich der Bremer Senat in der schwierigen Situation, Mittel für bestehende soziale Angebote neu verteilen und auch Kürzungen planen zu müssen.
Im Zusammenhang der Haushaltsdebatten auf Bundes- und Landesebene steht auch eine Kürzung bei der personellen Ausstattung in der Streetworkarbeit und den Angeboten von Wärme- bzw. Aktionsbus im Raum. Sollte eine derartige Beschlussfassung umgesetzt werden, führt dies beim Verein für Innere Mission in Bremen zu der großen Sorge, dass die Menschen, die wir an den Szenetreffs und im Sozialraum der Quartiere unterstützen, sich selbst überlassen würden. Wohnungslose und Suchtkranke würden nicht nur witterungsgeschützte Anlaufstellen verlieren – und damit sehr wahrscheinlich noch stärker in den Stadtteilen wahrnehmbar werden. Wir würden ihnen auch die Ansprechpersonen nehmen, die ihnen auf Augenhöhe begegnen. Im Grunde überlassen wir die Menschen ihrem Schicksal.
Unserer Meinung nach ist das ein völlig falsches Signal in einer sowieso schon krisengeschüttelten Zeit, die keine weiteren Verlierer*innen braucht!
Auf diese äußerst heikle Situation möchte der Verein für Innere Mission in Bremen mit Nachdruck hinweisen. Mit den Kürzungen bei der Streetworkarbeit wird es noch mehr Verlierer*innen geben, auf der Seite der wohnungs- und obdachlosen Menschen ebenso wie bei den Mitarbeitenden im Streetwork.
Ebenso Verlierer*innen sind die Bürger*innen und die Polizei in den Stadtteilen, die über die Streetworker*innen ebenfalls auf Ansprechpersonen vor Ort verzichten müssten.
Der Verein für Innere Mission ist sich bewusst, dass das Abwägen von Für und Wider für die Politiker*innen und auch mit den Mitarbeitenden der beteiligten Ressorts, mit denen wir stets eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten, keine leichte Aufgabe darstellt und es sich niemand bei den Entscheidungen leicht machen wird. Doch Kürzungen im Sozialsektor treffen die Schwächsten in der Gesellschaft. Deshalb appellieren wir in aller Entschiedenheit an alle politischen Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene, in diesem sehr sensiblen und die komplette Stadt Bremen betreffenden Punkt, angedachte Kürzungen zu überdenken. Wir hoffen und vertrauen darauf, dass der Senat, wie bisher, seiner Fürsorge und auch Fürsorgepflicht nachkommt. Bislang konnten wir gemeinsam immer gute Lösungen finden. Darauf vertrauen wir auch heute.