Eine Erfolgsgeschichte – Aus einem kleinen Sozialprojekt ist das nachhaltige Kaufhaus Bemerkenswert geworden
Bremen. Alles fing im Souterrain im Geschäftssitz des Vereins für Innere Mission in der Blumenthalstraße an. In einem sehr übersichtlich geschnittenen Raum richteten hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeitende des Vereins für Innere Mission einen Secondhand-Shop ein, in dem für kleines Geld Kleidung, Accessoires, Schuhe und Schmuck an Kundinnen und Kunden verkauft wurden. Das war 2012. Mittlerweile ist der Secondhand-Shop in die Violenstraße 12 umgezogen und der Shop hat sich innerhalb von 13 Jahren zum mittelgroßen Ladengeschäft mit eigener Verkaufstheke, mehreren Schaufenstern, zahlreichen Regalen und Kleiderständern in Bremens City etabliert. Wie hat der Verein für Innere Mission das geschafft?
Seit 2015 begleitet Ulrike Busse den Werdegang des nachhaltigen Kaufhauses Bemerkenswert. Damals koordinierte die studierte Sozialarbeiterin bei der Inneren Mission die Nähwerkstatt „Nahtstelle“, die beim Bemerkenswert angedockt ist. Seit 1. Januar 2025 leitet Ulrike Busse die Abteilung Beratung & Integration beim Verein für Innere Mission und ist damit auch für das nachhaltige Kaufhaus Bemerkenswert zuständig.
Im Gespräch erzählt sie, wie es gelang, aus dem einstigen Kleinprojekt der Inneren Mission ein Kaufhaus mit festem Kundenstamm zu entwickeln.
Frau Busse, wenn Sie sich das Kaufhaus Bemerkenswert damals und heute anschauen, was finden Sie daran am erstaunlichsten?
Ulrike Busse: Am erstaunlichsten finde ich das Engagement, die Verlässlichkeit und die Tatkraft der freiwillig engagierten Menschen, die das Bemerkenswert von Dienstag bis Samstag mit viel Liebe und Herzblut betreiben.
Nehmen Sie uns mit auf Zeitreise. Wie waren die Anfänge als Sozialprojekt?
Neben dem Angebot des Sozial-Kleiderladens Anziehungspunkt war die Idee entstanden, Menschen mit einem kleinen Einkommen die Möglichkeit zu bieten, Kleidung für wenig Geld zu erwerben. Jeden ersten Samstag im Monat konnten die Menschen unabhängig von ihrem ökonomischen Status in die Blumenthalstraße kommen. Das Angebot wurde so gut angenommen, dass eine Erweiterung des Angebots notwendig wurde. Das Bemerkenswert ist dann in die Violenstraße gezogen und hat einen eigenen Laden eröffnet.
Zwischendurch gab es noch einen Umzug an den Lloydhof. Warum zog das Geschäft 2016 wieder aus?
Das Bemerkenswert wechselte 2013 an den Lloydhof, hat nach einiger Zeit jedoch nur noch Monatsmietverträge bekommen, die Mietsituation war dadurch sehr unsicher. Das Bemerkenswert hatte sich in der Innenstadt etabliert und einen festen Kundenstamm. Der Erfolg des Projekts hat daher zu der Entscheidung geführt, andere geeignete Räumlichkeiten zu suchen, die langfristig angemietet werden können. Das ist mit der Violenstraße sehr gelungen.
Welche Herausforderungen muss das Bemerkenswert an seinem jetzigen Standort meistern?
Nachteilig am Standort ist, dass es keine direkte Laufkundschaft wie in anderen Einkaufsstraßen gibt. Es müssen immer wieder neue Ideen gefunden und umgesetzt werden, um auf unser Geschäft aufmerksam zu machen.
Wer kauft im Bemerkenswert ein?
Die Kundschaft ist sehr vielfältig. Jeder Mensch ist uns willkommen! Das Geschäft ist immer gut besucht und lädt auch einfach nur zum Stöbern ein. Einige Kundinnen und Kunden kommen wöchentlich, um zu sehen, ob es wieder etwas Neues gibt. Manche andere besuchen uns in größeren Abständen. Das Schöne ist, dass mit den Erlösen soziale Projekte der Abteilung Beratung und Integration unterstützt werden können.
Was macht das Erfolgsrezept des nachhaltigen Kaufhauses aus? Und warum eigentlich der Zusatz „nachhaltig“?
Kleidung, die im Bemerkenswert angeboten wird, wird nicht einfach entsorgt, sondern bereitet anderen Freude und bekommt eine zweite Chance. Das Produkt beziehungsweise die Kleidung erhält eine verlängerte Lebensdauer, Ressourcen und Energie werden eingespart, weil beim Kauf von zweiter Hand die umweltbelasteten Prozesse entfallen und weniger Müll produziert wird. Die Kreislaufwirtschaft wird unterstütz und die Kultur des Wiederverwendens oder Reparierens gefördert. Menschen mit einem geringen Einkommen haben auch die Möglichkeit, hochwertige Produkte zu erwerben. Durch den Einsatz der Erlöse werden außerdem Menschen unterstützt, die in die Projekte der Abteilung kommen. So wird auch die soziale Nachhaltigkeit unterstützt.
Den Verkaufsdienst übernehmen freiwillig sozial Engagierte. Ist das nicht ein unkalkulierbares Risiko, die Basis eines Geschäfts auf ehrenamtliches Engagement zu stellen?
Wir freuen uns sehr, dass wir sagen können, dass wir außergewöhnlich verlässliche, sehr verbundene freiwillig sozial engagierte Kolleginnen haben. In den letzten Jahren kam es vielleicht fünf Mal vor, dass wir aus personellen Gründen nicht öffnen konnten. In der Regel ist das Geschäft mit festen Teams gut besetzt.
In diesem Jahr besteht das Bemerkenswert 13 Jahre. Welche weiteren Ideen gibt es für das Kaufhaus?
Feste Pläne gibt es nicht, aber wir könnten uns schon vorstellen, einen weiteren Charityladen wie das Bemerkenswert zu eröffnen.
Foto
BU: Ulrike Busse, Abteilungsleiterin Beratung & Integration bei der Inneren Mission, begleitet den Werdegang des Kaufhauses Bemerkenswert seit 2015
Fotoquelle: Kerstin Rolfes
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