Tag der Wohnungslosen am 11. September
Der von der Bundesregierung angekündigte nationale Aktionsplan zur Überwindung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis 2030 ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wie an jedem Tag geht es aber besonders am „Tag der Wohnungslosen“ am kommenden Montag, 11. September 2023, darum, auf das Thema aufmerksam zu machen und Forderungen zu stellen. Forderungen an die Politik und die Gesellschaft nach einer nationalen und ressortübergreifenden Strategie, Menschen in prekären Lebenslagen, wohnungs- und obdachlose Menschen sowie Menschen in Armut deutlicher in den Fokus zu nehmen und dabei die unterschiedlichen Dimensionen zu berücksichtigen. Dabei geht es besonders um den Ausbau von bezahlbarem Wohnraum, eine Verbesserung der unterstützenden Leistungen im Bereich der Prävention vor Wohnungsverlust und den Ausbau des sozialen Wohnungsbaus – Wohnen ist ein Menschenrecht!
Es geht ebenfalls um die Beendigung der sozialen Ausgrenzung in den Bereichen Wohnungsmarkt, Arbeit, Bildung, und Gesundheit – Themen der Teilhabe, die besonders den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft definieren und von denen viel zu viele Menschen in Deutschland ausgeschlossen sind. Ein nationaler Aktionsplan muss alle diese unterschiedlichen Dimensionen der fehlenden Teilhabe berücksichtigen und Perspektiven schaffen.
„Die Diskussionen über ‚saubere Innenstädte und Hauptbahnhöfe‘ ist dabei nur vermeintlich ein Lösungsansatz“, konstatiert Thomas Röhr, Vorstandssprecher des Vereins für Innere Mission in Bremen. Er betont: „Menschen in prekären Lebenslagen, häufig auch sehr schwer erkrankte Menschen, sind Teil unserer Gesellschaft und bedürfen unserer Unterstützung. Dies gilt für alle Menschen, unabhängig von Suchtmittelabhängigkeit, psychischer oder somatischer Erkrankung.“
Eine reine Vertreibungspolitik wird den Unterstützungsbedarfen dieser Menschen nicht gerecht und löst die Probleme nicht auf. Röhr: „Wir benötigen auch an dieser Stelle ‚akzeptierte Toleranzflächen und Orte‘ – sowohl im Rahmen von Einrichtungen als auch im öffentlichen Raum, um Menschen Orte anbieten zu können, an denen sie sich aufhalten können und sozialarbeiterische Unterstützung und medizinische Versorgung und Beratung, wenn gewünscht, erfahren.“
Hauptbahnhöfe und ihre direkte Umgebung sind häufig das Herz einer Innenstadt und öffentlicher Raum für alle Bürgerinnen und Bürger – besonders auch für wohnungs- und obdachlose Menschen. Hier findet Teilhabe am gesellschaftlichen Leben statt und es bedarf an dieser Stelle dann ggf. den Ausbau bestehender niedrigschwelliger Unterstützungsangebote und Tagesaufenthalte, damit ein gutes Miteinander gelingen kann.
„Darin liegt die Herausforderung für uns alle“, betont Röhr und regt an: „Die Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft, den Perspektivwechsel zu wagen und dann Lösungsansätze zu verfolgen, die alle Menschen mit den jeweiligen Bedürfnissen im Blick hat.“